Der Beginn der Vereinsgeschichte fügt sich ein in die Entwicklung des deutschen Männerchorwesens insgesamt. Dieses war im 19. Jahrhundert zunächst eine fortschrittliche Bewegung, die die bürgerlich-liberale Idee eines deutschen National- und Verfassungsstaates wesentlich mittrug und beeinflusste. Auch infolge des deutsch-französischen Kriegs und der Reichsgründung vollzog sich ein Wandel von der eher oppositionellen zur staatstragenden Kraft und es war der patriotische Geist, der im Jahr 1870 animierte, den „Männergesangverein Laudenbach“ zu gründen. Man wollte den „heimkehrenden siegreichen Kriegern“ des deutsch-französischen Krieges nämlich einen würdigen Empfang bereiten. Am 4. September 1870 wurde die Gründung durch die Herren Johannes Bassauer, Valentin Ehret, Stephan Keßler, Adam Leitwein, Michael Stein und Hermann Wolff vollzogen und nach Kriegsende erfuhr der Verein durch den Eintritt einer Reihe von jungen Männern einen spürbaren Aufwind. Eine handschriftliche Niederschrift über eine Friedensfeier in Laudenbach vom 5. März 1871 gibt Zeugnis eines frühen, vielleicht sogar des ersten Auftritts des Gesangvereins, der diese Feier – ganz im Sinne der Gründungsintention – umrahmte. 1874 veranstaltete der Verein ein großes Fest und weihte seine erste Fahne.
Als im Jahr 1895 ein zweiter Gesangverein im Ort mit Namen „Concordia“ gegründet wurde, entwickelte sich zwangsläufig eine Konkurrenz, die dem Chorgesang im Ort allerdings zu hoher Blüte verhalf. Das 25-jährige Jubiläum wurde mit einjähriger Verspätung im Mai 1896 gefeiert. Die Berichterstattung im „Weinheimer Anzeiger“ bestätigte seinerzeit ein gelungenes Festgeschehen.
Tiefe Einschnitte
Der Erste Weltkrieg brachte einen Bruch der bis dahin günstigen Entwicklung beider örtlicher Gesangvereine. Viele Mitglieder wurden zum Kriegsdienst eingezogen, der Gesang lag mehr oder weniger brach und beide Vereine hatten Opfer zu beklagen. Nach Kriegsende waren es insbesondere die von Leid und Not geprägten Umstände, die 1919 zur Vereinigung der beiden Vereine führte. Nach der vorläufigen Benennung „Vereinigte Männergesangvereine“ verständigte man sich auf den bis heute geltenden Namen „Singverein 1870“. Das 50-jährige Bestehen 1920 konnte aufgrund der Kriegsfolgen nicht würdig gefeiert werden. Als 1925 Michael Bürner die Vereinsleitung übernahm, wurde eine stetige Aufwärtsentwicklung eingeleitet, die auch durch den damaligen Chorleiter, Musikdirektor Emil Sieh aus Mannheim, mitgeprägt wurde. So wurde 1926 beim Preissingen in Pforzheim die Tagesbestleistung im „erschwerten Volksgesang“ errungen. Das 60-jährige Bestehen 1930 wurde mit Festbankett, Wettsingen, Festzug und Bällen und einer Volksbelustigung begangen. Nachdem die Nazidiktatur 1933 Einzug gehalten hatte, litt auch das Vereinsleben beispielsweise durch drastische Beschnitte der Chorliteratur. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bedeutete dann das Ende jeglicher Chorarbeit; viele Sänger wurden Opfer.
Neugründung 1946
Einem Häuflein von Idealisten gelang es ungeachtet aller Schwierigkeiten im Jahr 1946, die Wiederzulassung zu erwirken, die Neugründung zu vollziehen und den Chorbetrieb wieder aufzunehmen. 1950 wurde das 80-jährige Bestehen gefeiert. Die Festtage, nicht zuletzt ein Verdienst des zwischenzeitlich verpflichteten jungen Chorleiters Gerhard Wind, wurden mit Festbankett, Freundschaftssingen, Festzug und Festakt zu einem herausragenden Ereignis für Verein und Bürgerschaft. Ein Jahr später übernahm Rudolf Hagen den Dirigentenstab, Er führte den Verein von Erfolg zu Erfolg. Als er zur Bundeswehr überwechselte, gelang es 1959, erneut Musikdirektor Gerhard Wind zu verpflichten, der den Chor im Anschluss über 50 Jahre leitete und ihn zu weithin beachtetem Niveau führte. Nur ein Jahr nach seiner Verpflichtung wurde das 90-jährige Bestehen zu einem großen Erfolg. Die „Weinheimer Nachrichten“ titelten ihre Berichterstattung mit „Die ganze Gemeinde feierte mit dem Singverein 1870 Laudenbach und würdigten das festliche Gewand“, in dem sich Laudenbach über das Festwochenende präsentiert hatte.
Nachdem 1961 mit Heinrich Zehnter ein Mann mit viel Organisationstalent und auch persönlicher Ausstrahlung die Vereinsführung übernommen hatte, gelang dem Verein ein weiterer Aufwärtstrend. 1967 nahm der Chor erstmals im Ausland an einem Gesangswettstreit teil. Im niederländischen Boskoop sorgte er bei dem seit 1947 bestehenden Wettbewerb für die höchste Punktwertung in der Geschichte der Veranstaltung. Ende der 60er Jahre gab es einen großen Zustrom jugendlicher Sänger, die in der Folge auch Verantwortung im Verein übernehmen sollten.
1970 war der Chor zum 100-jährigen Jubiläum auf 95 aktive Sänger, darunter 29 Jungsänger, angewachsen. Das Jubiläum, zu dem der Verein mit der Zelterplakette bedacht wurde, wurde insbesondere mit einem Festabend, einem Punktwertungs- und Prädikatsingen und einem „bunten Abend“ mit seinerzeit aus Funk und Fernsehen bekannten Stars gefeiert.
Ära Nagler mit neuen Impulsen
Nach der erfolgreichen Bewältigung des 100-jährigen Bestehens übernahm 1971 mit Alfred Nagler ein unvergleichlicher Idealist den Vorsitz. In seiner Ära wurde die Tradition der Waldgrillfeste begründet, es wurden die Kontakte nach Boskoop vertieft und eine neue Verbindung nach Llanelli in Wales eingegangen. 1974 fand erstmals zum Fasching ein „Jungsängerabend“ statt. Diese Veranstaltung war 22 Jahre ein Höhepunkt im bürgerschaftlichen Leben der Gemeinde.Im Rahmen der Bundesgartenschau in Mannheim weilte der walisische Chor „Meibion Llanelli“ 1975 erstmals in Laudenbach. Ein Jahr später fand der Gegenbesuch in Llanelli, die bis dahin größte Unternehmung in der Vereinsgeschichte, statt.
1977 übernahm mit gerade einmal 27 Jahren Karlheinz Bangert die Vereinsführung, nachdem er zuvor bereits zehn Jahre als Schriftführer die Geschicke mitbestimmt hatte. Auch andere führende Positionen wurden mit jungen Sangesfreunden besetzt. Die dynamische und zielstrebige Vereinsführung wurde zu einem weithin geschätzten Team, das sich großen Herausforderungen stellte und diese allesamt mit Bravour bewältigte. So wurde 1979 eine Chorpartnerschaft mit den walisischen Freunden begründet und 1980 zum 110-jährigen Bestehen ein Chorwettbewerb mit 71 teilnehmenden Chören bewältigt. Insgesamt waren an diesem Wochenende 92 Chöre mit 3.800 Sängerinnen und Sängern in Laudenbach zu Gast. 1982 wurde erstmals die Straußwirtschaft zur Kerwe bewirtschaftet, zwei Jahre später ein Wechsel der Vereinsgaststätte von der bisherigen Heimstätte „Einhorn“ in die „Krone“ vollzogen, Unmittelbar nach dem Mauerfall wurde Kontakt zum Philharmonischen Chor in Weimar aufgenommen und bereits 1990 fanden die ersten Begegnungen statt.
Das Jahr 1995 stand im Ort ganz besonders im Zeichen der 1200-Jahrfeier der Gemeinde. Die Aktivitäten des Vereins zu dessen 125-jährigem Bestehen wurden in den Veranstaltungskalender der Gemeinde eingebettet Den Höhepunkt des Jubiläumsjahres markierte eine Gala mit den Chören aus Llanelli und Weimar und damit über 200 Gästen und 1.200 Besucherinnen und Besuchern.Den Höhepunkt der Chorgeschichte markiert dann ein Jahr später die Mitwirkung beim „London Welsh Festival of Male Choirs“ in der Royal Albert Hall in London vor 7000 Besuchern unter Schirmherrschaft von Prinz Charles. Das 130-jährige Bestehen wurde im Jahr 2000 insbesondere mit einem Open-Air-Konzert begangen. 2003 startete das „Jungsängerprojekt“, drei Jahre später das Frauenchorprojekt, so dass man in der Hochzeit über drei Chöre mit 130 Aktiven verfügte. Das 140-jährige Bestehen 2010 war mitgeprägt von der Verabschiedung von Gerhard Wind und Karlheinz Bangert, die den Verein als kongeniales Duo von Höhepunkt zu Höhepunkt geführt hatten. Die letzten zehn Jahre waren mitgeprägt von einem zweifachen Wechsel in Vereinsführung und Chorleitungen. Auf Bangert folgte zunächst Hendric Freyberg und 2015 Friedhelm Stiller. Als Chorleiter des Männerchors wurde Diplom-Kapellmeister Otto Lamadé verpflichtet, der 2015 von Thomas Wind abgelöst worde. Im Frauenchor übernahm nach Diplom-Kapellmeister Tobias Freidhof 2012 Friedemann Stihler und 2017 Andreas Luca Beraldo den Dirigentenstab. 2015 ergab sich für den Verein die glückliche Fügung, das bisherige Vereinsheim des Brieftaubenvereins „Heimatliebe“ übernehmen zu können, so dass der Verein seitdem über ein eigenes Zentrum seiner Vereinsarbeit verfügt, die seit 2014 leider ohne einen eigenen Jungsängerchor geführt wird. 2018 führte die Singvereinsreise bereits zum dritten Mal ins Trentino, wo man bei einem gemeinsamen Konzert Kontakte zum "Coro Presanella Pinzolo" knüpfte. Mit dem Projekt, „Wir können auch anders“ ist es im Vorfeld des Jubiläumsjahres 2020 gelungen, zehn neue Sänger an den Verein heranzuführen.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Das Jubiläumsjahr 2020, das ein umfangreiches und anspruchsvolles Programm mit unter anderem drei Konzerten vorsah und akribisch vorbereitet war, wurde im Januar mit einer stilvollen Matinee mit der Vorstellung der umfangreichen Festschrift im Festsaal der Sonnbergschule eröffnet. Hier sang der Männerchor auch einige Tage später zur Einführung des im Vorjahr gewählten neuen Bürgermeisters Benjamin Köpfle, ehe die Corona-Pandemie das weitere Geschehen diktierte und sowohl öffentliche Veranstaltungen wie auch den Chorbetrieb unmöglich machte. Um die Gemeinschaft zu erhalten, behalf man sich ab dem Sommer 2020 mit Stammtischen und später Chorproben mit individuellem Abstand und bei den Männern getrennt nach Tenören und Bässen im Freien vor dem Sängerheim. Im Oktober wurde der Chorbetrieb dann wieder gänzlich eingestellt und man nutzte diese Zeit, im Sängerheim neue Fenster und eine Außentür sowie eine Lüftungsanlage zu installieren, die einen Luftaustausch in wenigen Minuten ermöglicht, um den Gesundheitsschutz der Sängerinnen und Sänger weitestmöglich gewährleisten zu können.
Der Chorprobenbetrieb konnte dennoch erst im Frühjahr 2021 wieder aufgenommen werden. Um das Vereinsleben wieder zu aktivieren, wurden am Kerwemontag ein Frühschoppen und zwei Wochen später ein Ochsenfleischessen mit großem Erfolg am Sängerheim durchgeführt. Das Ochsenfleischessen bot auch den Rahmen, die vom Ministerpräsidenten anlässlich des 150-jährigen Jubiläums verliehene "Conradin-Kreutzer-Tafel" zu präsentieren und der Männerchor hatte erstmals nach mehr als eineinhalbjähriger Pause wieder einen öffentlichen Auftritt. Nach knapp vier Jahren trennte sich der Frauenchor von seinem Dirigenten Andreas Luca Beraldo und es wurde mit Maria Löhlein-Mader eine neue - bislang sehr erfolgreich wirkende - Chorleiterin verpflichtet. Im November umrahmte der Männerchor die Feierstunde zum Volkstrauertag und am Totensonntag nahm man die eigentlich im Jubiläumsjahr vorgesehenen Totenehrung auf dem Friedhof vor. Weiter legte eine Delegation ein Blumengebinde am Grab des Ehrenchorleiters Gerhard Wind in Heddesheim nieder. Leider musste dann wieder der Chorbetrieb eingestellt werdenund so lud man die Vereinsfamilie unter den zulässigen Bedingungen im Februar 2022 zu einem Glühweintreffen am Vereinsheim ein. Im März konnte der Chorprobenbetrieb wieder starten und in der Folge konnte der Frauenchor eine sehr willkommene Verstärkung verbuchen. Nachdem sich der Frauenchor "Cantabile" der Turngemeinde auflöste, schlossen sich einige Damen "CaraMia" an und der wieder erstarkte Chor präsentierte sich nur wenige Wochen später eindrucksvoll beim Kreissängertag am 9. April in der Turnhalle. Die coronabedingt mehrfach verschobene Generalversammlung bestätigte im Juli die Vereinsführung. Am 24. Juli fand auf Initiative des Singvereins ein Gemeinschaftskonzert mit fünf Laudenbacher Chören unter dem Motto "Laudenbach singt (wieder!)" in der Bergstraßenhalle statt, dessen Spendenerlös der Gemeinde zur Wiederherstellung eines Piratenspielplatzes übergeben wurde. Am ersten Septemberwochenende wurde nach zweijähriger Pause wieder die Straußwirtschaft zur Kerwe betrieben, wobei man hier auf 40 erfolgreiche Jahre zurückblicken konnte. Im Oktober wurde das ursprünglich im Jubiläumsjahr vorgesehene Gastspiel des Trentiner Bergsteigerchors "Presanella Pinzolo" nachgeholt, das ein großartiges Echo fand.